Filmkritik: „Avengers: Age of Ultron“

Universal Avengers by JD Hancock (CC BY 2.0)

Nach drei Jahren voller Spekulationen, Erwartungen und Enthüllungen ist Avengers: Age of Ultron am letzten Donnerstag in den deutschen Kinos angelaufen. Wird der Film dem Hype gerecht? Nein, natürlich nicht. Nichts könnte dem Hype gerecht werden. Die Wiederkunft Christi könnte dem Hype nicht gerecht werden. Aber hat das Warten sich gelohnt?

Age of Ultron ist ein würdiger Nachfolger zum bombastischen ersten Teil der Avengers-Reihe. Tatsächlich präsentiert Marvel eine recht typische Fortsetzung, die im Großen und Ganzen das selbe bietet wie der Vorgänger, aber ordentlich an der Lautstärke dreht. Wenn Avengers das iPhone 5 ist, dann ist Age of Ultron sowas wie das iPhone 6 Plus (Ich bin kein Apple-Freund, aber ihr versteht schon).

Einem schwächeren Film hätte ich das vielleicht angekreidet, aber Age of Ultron macht einfach so viel Spaß, dass ich mich nicht ernsthaft beschweren kann – die Formel wird erkennbar, aber sie funktioniert (noch). Einige Momente — etwa der finale Kampf gegen eine Armee feindlicher Dronen in einer zerstörten Stadt — werden Fans bekannt vorkommen, doch darüber hinaus bietet Age of Ultron immer noch genug Wow-Faktor füs Geld. Ich sage nur, Veronica

Ein interessanter Gegensatz zieht sich durch die Filmhandlung: Während die künstliche Intelligenz Ultron (James Spader) der abgehobenste Gegner ist, mit dem das Team es bisher zu tun hatte, widmet der Film sich ausführlich den menschlichsten Avengers, Hawkeye (Jeremy Renner) und Black Widow (Scarlett Johansson). Die kämpfen hier um die eigene Relevanz und das nackte Überleben. So gelingt es, die Handlung ein Stück weit zu erden und gleichzeitig tiefere Einblicke in diese eher unbekannten Charaktere zu gewähren. Ihre Verwundbarkeit erhöht die Fallhöhe des Films, denn, machen wir uns nichts vor, wir wissen ganz genau, dass weder Captain America noch Thor hier ins Gras beißen werden. Aber können wir dasselbe über Hawkeye oder Black Widow sagen? Age of Ultron stellt diese Frage von Anfang demonstrativ in den Raum.

Leider drängt sich der Eindruck auf, dass diese Entscheidung auch getroffen wurde, um den Gegner bedrohlicher erscheinen zu lassen als er es eigentlich ist. Versteht mich nicht falsch, James Spader ist super — er verleiht Ultron ein Ausmaß an Charme und Persönlichkeit, das vielen Schurken in Marvels Kino-Universum fehlt. Was Ultron jedoch schmerzlich abgeht, ist eine nachvollziehbare Motivation. Er ist nie langweilig, bleibt aber letztendlich mehr Hindernis als Charakter. Allzu oft kommt er mehr als schwafelnder Terminator daher und nicht als der Furcht einflößende Gegner, der in frühen Trailern präsentiert wurde.

Die eigene Werbung könnte sich als schlimmster Feind des Films erweisen. Einer der ersten Ausschnitte zeigte das Team am Boden und Captain Americas unzerstörbaren Schild in Einzelteilen.“Das ist das Ende“, verkündete Tony Stark (Robert Downey, Jr.) im unheimlichen ersten Trailer. Gerüchten zufolge sollten alle aktuellen Avengers am Ende des Films entweder tot, verschwunden oder aber im Ruhestand sein. Regiesseur Joss Whedon befeuerte diese Erwartungen noch, indem er mit Das Imperium schlägt zurück und Der Pate II zwei sehr dunkle Fortsetzungen als Inspiration für Age of Ultron anführte.

Wir waren darauf gefasst, die Avengers durch die Hölle gehen zu sehen – und dann taten sie’s nicht.

Aber das macht ja nichts. Age of Ultron war nicht unbedingt der Film, den ich erwartet hatte, aber trotzdem ein Film, den ich sehr gern gesehen habe. Einen perfekteren Start in den Kinosommer 2015 hätte ich mir nicht wünschen können.